Wenn Kinder laut sprechen / Meine Gedanken als Gesangslehrerin
WENN MEIN KIND (ZU) LAUT SPRICHT
Zunächst. Dieser Blog bietet keine logopädischen Hilfestellungen an. Dieser Blog soll auch kein Erziehungsratgeber sein. Und es geht nicht um den Lärm, den Kinder machen, wenn sie spielen.
In diesem Blog möchte ich Dich lediglich dazu anregen, das Thema “Die Lautstärken einer Kinderstimme”, wenn Kinder mit uns Erwachsenen reden, einmal aus den folgenden zwei Blickwinkeln zu betrachten:
Ursprung unserer Reaktion auf (zu) laute Kinderstimmen
Konsequenzen, wenn Kinder “leise gestellt” werden
INSPIRATION ZUM HEUTIGEN THEMA
Ich war letztens bei sehr lieben Freunden von mir zu Besuch. Alle sprachen angeregt miteinander und während sich alle Kinder und Erwachsene unterhielten, sagten meine Freunde zu ihren Kindern (8 und 10 Jahre alt) “Brüll nicht so” oder “Du mußt nicht schreien”.
Ich war überrascht, denn keines der Kinder brüllte oder schrie. Sie redeten in meiner Wahrnehmung “normal” laut. Weder waren sie so laut, dass mir die Ohren abfielen, noch waren sie extrem leise. Sie redeten gut hörbar und mit absoluter Selbstverständlichkeit. So MEINE Wahrnehmung.
Ich sprach meine Freunde darauf an. Sie waren offen für meine Wahrnehmung und wir unterhielten uns darüber. (Eltern darauf anzusprechen, wie sie mit ihren Kindern umgehen, ist ein heikles Thema. Ich bin dankbar dafür, dass wir uns so entspannt über das Thema austauschen konnten.)
Ich sagte ihnen, dass ich die Verwendung der Worte “schreien” und “brüllen” übertrieben fand, da die Kinder nicht die entsprechende Lautstärke aufgebracht hätten. Der Vater der Kinder sagte, dass er einsieht, dass das Wort “brüllen” unverhältnismäßig sei. Die Mutter sagte, dass sie es anstrengt, wenn ihre Tochter “so laut” mit ihr spräche.
Ob die Tendenz zu Kopf- und Nackenschmerzen bei meiner Freundin auf eine grundsätzlich höhere Empfindlichkeit, was äußere Reize betrifft, schließen lässt, sei dahingestellt. Es war eben auffällig, dass ich in keiner der vermeintlichen “Schrei-” oder “Brüll-”Situationen die Kinder habe schreien oder brüllen gehört.
WIR MENSCHEN BRÜLLEN ODER SCHREIEN, WENN...
wir große Schmerzen haben
uns extremes Leid/Unglück trifft und überwältigt vom seelisch/körperlichen Schmerz sind
eine Gefahr besteht und wir entweder um Hilfe rufen oder jemanden warnen
wir panische Angst haben und um unser Leben fürchten
wir extrem wütend und/oder zornig sind
uns brüllend Mut machen
große körperliche Energie für einen Wettkampf generieren
wenn wir einen Wettkampf gewonnen haben
UNSERE REAKTION AUF (ZU) LAUTE KINDERSTIMMEN
ZUM OHRENARZT WEIL DAS KIND SO LAUT SPRICHT
Das wurde mir von einer Mutter nahegelegt, die fand, dass mein Kind so extrem laut sprechen würde. Da bei allen regulären Untersuchungen bei der Kinderärztin nie eine Auffälligkeit entdeckt wurde und wir die Sprechstimme unseres Kindes nie als “auffällig” empfanden, haben wir uns darüber auch keine weiteren Sorgen gemacht.
Im Gegenteil.
Weil wir als Eltern davon überzeugt sind, dass unser Kind durch ein generelles “sei leise” in ihren stimmlichen Ausdrucksfähigkeiten und ihrer stimmlichen Entwicklung auf lange Sicht gehemmt werden kann, halten wir uns an dieser Stelle zurück. Dazu mehr im zweiten Punkt des Blogs.
WAS IST “ZU LAUT”? EINE FRAGE DER KULTUR
Mir persönlich kann es definitiv auch mal zu laut sein. Wenn ich gerade über etwas nachdenke, oder gestresst bin oder wenn wir in einem Konzert, in einem Vortrag jeglicher Art oder im Kino sitzen. In letzteren Situationen dürfen Kinder übrigens gerne lernen, ihre Aufmerksamkeit dem zentralen Geschehen zu widmen.
Ist Deine Reaktion auf (zu) laute Kinderstimmen, dass...
die Spannung im Körper steigt
Du genervt bist
Es dich aggressiv macht
Du ein scharfes “schhhhhhhhh” oder “Ruhe!” äußerst
Du mit steigender Anspannung:”Sei jetzt ruhig!” rufst
Oder Du mit betont gefasster und kontrollierter, ruhiger Stimme sagst :”Mach bitte nicht so viel Lärm” oder “Du kannst auch normal mit mir reden.”
Du verlässt wortlos das Zimmer und suchst Dir einen ruhigeren Ort
Wie auch immer Deine Reaktion ist. Sie ist in der einen oder anderen Weise davon geprägt, wie man auf Dich als Kind in der gleichen oder ähnlichen Situation reagiert hat.
Heißt, wenn unserer Kinder, sich ungehemmt, stimmlich äußern, dann kann uns das auch deswegen unangenehm sein, weil wir unsere eigene Hemmung spüren. Bewusst oder unbewusst.
Wenn wir andere Länder, andere Kulturen betrachten, sehen wir unterschiedliche Level an “gewohnten” Lautstärken. Wir erleben alle möglichen gesellschaftlichen Normen, was Lautstärke und die Sprechstimme betrifft. Wir haben das “Comic”-Bild der flüsternden, japanischen Geisha und dagegen die leidenschaftlich laute italienische “Mama” vor Augen oder im Ohr.
Das sind Übertreibungen, klar. Aber sie treffen im Kern das, was in den verschiedenen Ländern als kulturell, gesellschaftlich “normal” empfunden wird. Es hat ganz bestimmt nichts damit zu tun, dass japanische Frauen nicht lauter und italienische Mütter nicht leise sprechen könnten.
Jedoch in unserer Kultur wird ein zu laut als….
störend
asozial
rücksichtslos
egozentrisch
unsensibel
empfunden. Meiner Meinung nach täte uns die Frage gut: Ist mein Kind zu laut oder höre ich ihm zu wenig zu?
KONSEQUENZEN, WENN KINDER LEISE GESTELLT WERDEN
LAUT UND HOCH EIN NO GO?
Ich habe seit langen Jahren mit vielen Freizeit-Chören zu tun. Wenn es darum geht, laut und hoch zu singen, ist das meistens ein Ringen als Chorleiterin um die Befreiung von der Norm.
Wir sind seit Generationen so sehr darauf gedrillt, leise und angepasst zu sein, dass im Singen sich die Konsequenz zeigt. Vor allem bei Frauen.
Sobald es im Sopran in die große Höhe geht, braucht es aus gesangstechnischen Gründen mehr Energie, Öffnung und Lautstärke. Erst dann kann die Höhe stimmlich gesund und frei erreicht werden.
Wenn ein Chor so weit ist, kommen IMMER die kritischen Anmerkungen:
”Aber jetzt schreien wir!?!”
“Das klingt jetzt doch nicht mehr schön!?!”.
Selbst wenn es sich endlich frei, klar, gut intoniert anhört, ist die Eigenwahrnehmung der Singenden beeinflußt durch die “Sei leise und schrei nicht so”-Erziehung.
Ja. Eine Konsequenz des ständigen und prinzipiellen Runterreglens der Kinderstimme ist eine Hemmung im Singen.
OHNE KÖRPER KEINE ATMUNG. OHNE ATMUNG KEINE STIMME
Eine weitere ist meiner Meinung nach eine Erschwerung im Zugang zur körperlichen Wahrnehmung. Wenn ich ständig von Kindheit an dazu angeregt werde, mich runterzuregeln, dann verliere ich zum Teil meine Körperwahrnehmung.
Stimme geht nicht ohne Atmung und Atmung geht nicht ohne Körper. Wenn Kinder sich ungehindert, selbstverständlich stimmlich ausdrücken, geht das immer auch mit der Selbstverständlichkeit für ihre Körperlichkeit einher.
Jeder Kommentar zu ihrem Verhalten führt zu einer Bewusstwerdung auf Seiten des Kindes. Ob mit negativen oder positiven Konsequenzen hängt vom Kommentar ab.
Was das für die Entwicklung der Psyche und die Art, wie wir uns selbst wahrnehmen bedeutet, findet immer mehr Beachtung in der therapeutischen Fachwelt.
Zum Schluss meines heutige Blogposts möchte ich gerne von Dir wissen:
WAS IST DIR IN DEINER FAMILIE ZUM THEMA “LAUTSTÄRKE” GESAGT ODER VERMITTELT WORDEN?
Klicke auf den Button und schreibe mir:
ENTDECKE DEINE STIMME, HEILE DEIN HERZ
Und buche Deinen Coaching-Monat mit mir, wo ich Dich ins Singen bringe , um Dich mit Deiner eigenen Stimme zu heilen. #Herzöffnen, #Verbundenheitspüren, #InnereStimmestärken.